Dienstag, 24. Dezember 2019

Why I have to go back to Vietnam - Warum ich wieder nach Vietnam reisen muß


Deutsche Version weiter unten / German Version scroll down please.

For many years I didn't post here about my family research. I stopped it after my visit to VN in 2012. The main reason was that I had tried to accept that I most likely won't find my half-sister Karin after all these years. The information I had about her and her mother were too little. Of course, this also was self-protection to avoid getting lost in the fate of my father's life and his time in Vietnam.
Wolfgang Redlich ca. 1949
The years went by and I continued to search for other family members. Until today I already found more than 2.000 people which are now part of my family tree. To me this was impressive - I never had thought that this was possible.
But you never know, and life has always surprises for you.
In August 2019 an uncle died aged 96. He was the widower of my father's sister Helga. I have spoken to him about my research, but he explained that he had no further documents or good give me additional information that could explain the decisions that my father made in his youth.
My cousins had to clean up the house for preparing to be sold. They found in the cellar, hidden under the wood for the fireplace, a folder full of letters that my father wrote between 1950 and 1962 to his mother, mostly from Vietnam. They are full of new information and of course explain many things about the life of my father and why he made some decisions.




Of course, there are some information in it about my half-sister.
In a letter from January 1957 he explained to his mother why he deserted from the Legion Etrangere in January 1956: He wanted to stay with his wife and his daughter Karin, born on 7th January 1955. They took this decision because he was about to be moved to Algeria into the next war and because his wife was pregnant with a baby in the sixth month. After he deserted, they hide in the area of Rach Goi (near Can Tho) because the family from his wife was from that little town in the Mekong Delta. He was very sick for several month and only survived because his wife found an apothecary who treated him free of charge. They had nothing and the wife even lost the second baby during that time. My father was in a depressive mode because of that, but then he was able to find a job in a rice mill in Rach Goi. He enjoyed the work although he had to work many hours every day, especially during the rice harvest season. He made a career there and after one year he oversaw the whole rice mill. he bought some land for rice with the help of his wife’s family and had animals like ducks, chicken, piglets.
With this information I better understand now why my father always gave Rach Goi as his home address at the German Embassy in Saigon and why they moved there. I now have the date of birth of my half-sister.
Unfortunately, he never mentioned the name of his wife, but he always wrote full of love about her.
So, with this new information it is worth to try to pick up the loose threads again and give it a new chance.
On 2nd January 2020 I will fly to Ho Chi Minh again and this time my daughter Lotta and my sister Karin will be together with me in Vietnam for three weeks. We will travel to these places where my father lived (Saigon, Rach Goi, Nha Trang) and visit some other places. We will search and remember but also have a good time together. Stay tuned – there is more to come in this blog in the next weeks.

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German Version:


Viele Jahre habe ich hier nichts mehr über meine Familienforschung geschrieben. Ich habe es nach meinem Besuch bei VN im Jahr 2012 eingestellt. Der Hauptgrund war, dass ich versucht hatte zu akzeptieren, dass ich meine Halbschwester Karin nach all den Jahren höchstwahrscheinlich nicht mehr finden werde. Die Informationen, die ich über sie und ihre Mutter hatte, waren zu dürftig. Dies war natürlich auch ein Selbstschutz, um mich nicht in dem Schicksal meines Vaters und seiner Zeit in Vietnam zu verlieren.



Die Jahre vergingen und ich suchte weiter nach anderen Familienmitgliedern. Bis heute habe ich bereits mehr als 2.000 Personen gefunden, die jetzt Teil meines Stammbaums sind. Für mich war das beeindruckend - ich hätte nie gedacht, dass das möglich ist.

Aber du weißt es nie und das Leben hat immer Überraschungen für dich.
Im August 2019 starb ein Onkel, er wurde 96 Jahre alt. Er war der Witwer der Schwester meines Vaters Helga. Ich hatte mit ihm über meine Nachforschungen gesprochen, aber er erklärte, dass er keine weiteren Unterlagen besitze oder mir zusätzliche Informationen geben könne, welche die Entscheidungen meines Vaters in seiner Jugend besser erklären könnten.
Meine Cousins mussten das Haus aufräumen, um es auf den Verkauf vorzubereiten. Sie fanden im Keller, versteckt unter dem Holz für den Kamin, eine Mappe voller Briefe, die mein Vater zwischen 1950 und 1962 an seine Mutter schrieb, größtenteils aus Vietnam. Sie sind voller neuer Informationen und erklären viele Dinge über das Leben meines Vaters und warum er einige Entscheidungen getroffen hat.







Natürlich gibt es einige Informationen über meine Halbschwester.
In einem Brief vom Januar 1957 erklärte er in einem Brief seiner Mutter, warum er im Januar 1956 aus der Legion Etrangere geflohen ist: Er wollte bei seiner Frau und seiner Tochter Karin bleiben, welche am 7. Januar 1955 geboren wurden. Sie trafen diese Entscheidung, weil er im Begriff war nach Algerien in den nächsten Krieg abgerufen zu werden und weil seine Frau im sechsten Monat schwanger war. Nachdem er desertiert war, versteckten sie sich in der Gegend von Rach Goi (in der Nähe von Can Tho), weil die Familie seiner Frau aus dieser kleinen Stadt im Mekong-Delta stammte. er war mehrere Monate lang sehr krank und überlebte nur, weil seine Frau einen Apotheker fand, der ihn kostenlos behandelte. Sie hatten nichts und die Frau verlor in dieser Zeit sogar das zweite Baby. Mein Vater war in einem depressiven Zustand, bis er eine Arbeit in einer Reismühle in Rach Goi finden konnte. Er genoss die Arbeit, obwohl er jeden Tag viele Stunden arbeiten musste, besonders während der Reisernte. Er machte dort Karriere und betreute nach einem Jahr die gesamte Reismühle. Er kaufte mit Hilfe der Familie seiner Frau etwas Land für Reis und hatte Tiere wie Enten, Hühner und Ferkel.
Mit diesen Informationen verstehe ich jetzt besser, warum mein Vater Rach Goi immer als seine Heimatadresse bei der Deutschen Botschaft in Saigon angegeben hat und warum sie dorthin gezogen sind. Ich habe jetzt das Geburtsdatum meiner Halbschwester.
Leider erwähnte er nie den Namen seiner Frau, aber er schrieb immer voller Liebe über sie.
Mit diesen neuen Informationen lohnt es sich also, die losen Fäden wieder aufzunehmen und ihr eine neue Chance zu geben.
Am 2. Januar 2020 fliege ich wieder nach Ho Chi Minh und diesmal sind meine Tochter Lotta und meine Schwester Karin für drei Wochen mit mir in Vietnam. Wir werden an die Orte reisen, an denen mein Vater gelebt hat (Saigon, Rach Goi, Nha Trang) und einige andere Orte besuchen. Wir werden suchen und erinnern, aber auch eine gute Zeit zusammen haben. Bleibt also dran - es wird in den nächsten Wochen noch mehr in diesem Blog geben.