Montag, 17. Januar 2011

Recherche

Das Recherchieren ist im engeren Sinne ein Verfahren zur Beschaffung und Beurteilung von Aussagen, die ohne dieses Verfahren nicht preisgegeben, also nicht publik würden. Im weiteren Sinne ist es ein Verfahren zur adäquaten Abbildung realer, d. h. sinnlich wahrgenommener Wirklichkeit mit den Mitteln der Sprache.“ (Quelle: Michael Haller - Medienwissenschaftler, zitiert nach Wikipedia )

Tja, da hab ich mir ja was eingebrockt. Nachdem ich in den ersten Tagen dieses Blogs jeden Tag aus vollen Rohren feuern bzw. schreiben konnte, bin ich doch jetzt ein wenig in Verzug geraten.
Das liegt aber ganz und garnicht daran, dass ich die Lust verloren oder ich nichts mehr zu erzählen hätte. Ganz im Gegenteil. Jeden Tag stosse ich auf neue Informationen und Zusammenhänge die irgendwie erzählt werden wollen. Allerdings haben sie die Angwohnheit doch eher unstrukturiert und zusammenhanglos aufzutauchen.
Am Donnerstag der letzten Woche habe ich mir eine Tag Urlaub genommen und diesen im Stadtarchiv der Stadt Münster verbracht.
Ich bin dort auf der Suche nach alten Urkunden über meine Familie gewesen und habe auch zahlreiche Einträge über Geburten, Heiraten und Sterbefälle in den dicken Büchern der alten Standesämter gefunden. Auch in alten Adressbüchern wurde ich fündig. Einiges lass ich mir 'reproduzieren' und das dauert halt ein paar Tage.
Im Original der Geburtsurkunde meines Vaters steht, wo meine Großeltern damals wohnten (Katthagen 47 in Münster) und wo mein Vater geboren ist (Münzstrasse 38). Heute ist im Haus Münzstrasse 38 ein Seniorenheim untergebracht - aber 1929 muss hier wohl ein kleines Krankenhaus oder ähnlich gewesen sein. Also wird die Recherche weiter geführt.
Das Haus Katthagen 47 gibt es nicht mehr, ist wohl im Krieg zerbombt worden. Apropos Krieg - wie lebte mein Vater und seine Familie zur Zeit des Krieges und danach wohl in Münster? Auch hierzu habe ich im Stadtarchiv geforscht.
Aus der Stadtbücherei hat mir meine Frau heute zahlreiche Bücher mit vielen Fotos aus Münster in der Zeit vor, während und nach dem Krieg mitgebracht. Eine Unmenge von Informationen die erstmal ausgewertet werden muss.
Einige werden wohl den Film "Hungerwinter" über den sehr kalten Winter 1946/47 gesehen haben. Damals, direkt nach dem Krieg wurde die Not und das Elend der Menschen in ganz Europa durch den kältesten Winter seit langer Zeit noch schlimmer. Auch in Münster. Dazu suche ich gerade nach Fakten die ich weitergeben will.
In weiter zurück liegenden Generationen meiner Familie gibt es noch grosse Lücken im Stammbaum und Ereignisse die nur unzureichend belegt sind. Bei den Standesämtern von Bad Arolsen (bei Kassel) und Falkenstein im Vogtland habe ich deshalb Unterlagen angefordert.

Heute zeige ich erstmal nur ein Foto welches direkt nach dem Krieg aufgenommen wurde:

Münster 1945 - Ecke Warendorfersrtrasse / Gerionstrasse
Das Foto wurde 1945 aufgenommen und zeigt die Ruine eines Hauses in der damals noch Menschen im Keller wohnten. Es wurde nur eine Querstrasse entfernt von der Wohnstrasse der Familie meines Vaters aufgenommen.
Münster gehörte nach Köln und Aachen zu den am stärksten zerstörten Städten des II. Weltkrieges. Auch das Haus in dem meine Familie wohnte wurde im Krieg zerstört. 1936 wohnten sie Overbergstrasse 11, nach dem Krieg in der Nummer 19. Auch wenn man heute durch die Strasse geht, sieht man, dass bei Nummer 11 eine Lücke mit einem neueren Haus geschlossen wurde.
An der Stelle wo das Haus auf dem Foto stand, war in den 60er Jahren dann das Haus in dem die Praxis unseres Hausarztes untergebracht war.
Es werden spannende Recherchen und ich werde sicher auch weiterhin darüber schreiben. Bis dahin also.