Schon wenige Tage nach Beginn des zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 heulten zum ersten Mal die Sirenen der Luftschutzwarnzentrale für Münster. In der Nacht vom 4. auf den 5. September 1939 fielen dann die ersten sechs Bomben auf die Stadt. Sie zerstörten ein Lager in der Nähe des Hafens. Damals war es noch so ungewöhnlich für die Menschen, dass sie in den nächsten Tagen zu Tausenden zur Abwurfstelle gelockt wurden.
Der nächste größere Angriff fand erst am 2. Juli 1940 statt, ein Holzlager am Hafen wurde getroffen und löste einen riesigen Brand aus. 500 Feuerwehrleute wurden zusätzlich nach Münster geschickt um zu löschen. Wegen der zahlreichen Blindgänger wurden die ersten Strassen evakuiert und die Bewohner in Sälen und Schulen untergebracht.
Nach fast einem Jahr ohne größere Angriffe wurde Münster vom 6. bis 10. Juli 1941 durch vier hintereinander folgende Großangriffe getroffen. Besonders der Hafen und das Gebiet um die Sonnenstrasse wurden zerstört. Zahlreiche Baudenkmäler wie der Dom, das Schloss und andere Kirchen erhielten ihre ersten Zerstörungen.
In der dritten Nacht der Angriffe begann der Auszug zahlreicher Menschen aus der Stadt, etwa die Hälfte der Bevölkerung verbrachte die lauen Sommernächte in der näheren Umgebung der Stadt auf freiem Feld. Bunker waren damals noch nicht errichtet worden.
Die Gerüchte über die Anzahl der Toten übertrafen die tatsächliche Anzahl von 47 um ein vielfaches. Bei vielen Menschen gruben sich die Bilder von Feuer und Donner tief in die Erinnerungen.
Der erste große Luftangriff am Tage erfolgte am 10. Oktober 1943. Es war ein klarer und warmer Sonntag. Viele Besucher waren in der Stadt. Um 14:55 Uhr wurde Alarm gegeben, viele Menschen konnten sich bis dahin nicht vorstellen, dass an einem solch hellen Tage ein Angriff erfolgen konnte. Mehr als 650 Menschen kamen bei diesem Angriff ums Leben.
Die schwersten Schäden erlitten das Ägidiviertel und weite Teile der Innenstadt. Es wurden zahlreiche Spreng- und Brandbomben abgeworfen.
Im November 1943 erfolgte ein Angriff mit ca. 90.000 Brandbomben, wegen starker Winde wurden viele jedoch in Gebiete außerhalb der Stadt abgetrieben und steckten so zahlreiche Bauernhöfe und Felder Mecklenbeck, Gievenbeck und Roxel in Brand.
Die Luftabwehr wurde immer nutzloser da z.B. durch den Abwurf von Staniolstreifen die Funkmessgeräte unwirksam wurden.
Bis Ende 1943 waren insgesamt 49 Angriffe auf Münster geflogen worden.
Von den noch folgenden Angriffen sei besonders erwähnt der 12. September 1944, an diesem Tage wurden über 80.000 Brandbomben besonders auf den südlichen Stadtteil geworfen.
Infolge der Zerstörungen an Wasserleitungen war die Feuerwehr in der Regel machtlos gegen die Flammen. Unzerstörte Gebäude fingen durch Funkenflug ebenfalls Feuer.
Am 28. Oktober stürzte während eines Angriffs der Giebel des Rathauses ein.
Im November 1944 zerstörte eine Spezialbombe den Schützenhofbunker. Sie drang durch 1,40m dicke Betondecke ein. Aus den Trümmern wurden fast 70 Tote geborgen.
Immer mehr Menschen verließen Münster. Die Stadt war jetzt soweit zerstört, dass die meisten neuen Bomben in die Trümmer schon zerstörter Häuser fielen und keine neuen Schäden anrichteten.
Herbst 1945: Wenn man genau hinschaut, erkennt man, es handelt sich um die Salzstrasse. Man erkennt Lamberti und am rechten Bildrand die Spitze der Dominikanerkirche. |
Am Palmsonntag, dem 25. März 1945 erfolgte der letzte Angriff auf die Stadt, welcher das Zerstörungwerk vollenden sollte. Etwa 1800 Spreng- und 150.000 Brandbomben wurden abgeworfen. Das Kuhviertel wurde jetzt total vernichtet. Überall in der Stadt wüteten Brände die nicht gelöscht werden konnten. Die Strassen waren voller Schutt der nicht mehr weggeräumt werden konnte. Nur noch 25.000 Menschen lebten in der Stadt. Schulkinder bis zum 14. Lebensjahr wurden im Herbst 1943 evakuiert.
Mein Vater könnte also dabei gewesen sein, sein älterer Bruder vielleicht nicht.
Wolfgang Redlich ca. 1944/45 aufgenommen. Auf der Rückseite steht: "Zur Erinngerung an Deinen Bruder" |
Am 2. April rückten, nach einigem Artilleriebeschuss am Vortage, die alliierten Truppen in die Stadt ein. Es kam dabei zu keinen größeren Kämpfen mehr.
Für die Bewohner der Stadt war der Krieg damit zunächst zu Ende.
Bei den Luftangriffen wurden ca. 1300 Menschen getötet. Die Stadt wurde zu über 60 % zerstört, in der Innenstadt sogar über 90%. Während zivile Bauten wie Dom, Schloss, Theater völlig zerstört wurden, sind die militärischen Anlagen wie Kasernen, Generalkommando, Luftgaukommando nur gering beschädigt gewesen.
Die gesamte Schuttmenge betrug etwa 2,5 Millionen Kubikmeter.
Sommer 1946 - Der Prinzipalmarkt vom Lambertiturm aus gesehen |
In den nun folgenden Jahren wurde die Stadt, insbesondere ihr historischer Kern größtenteils wieder aufgebaut. Aber den Menschen der Stadt stand zunächst noch der Hungerwinter 1946/47 bevor, vom dem sie angesichts des gerade beendeten Krieges noch nichts ahnen konnten.
Quellen: Stadtarchiv Münster, privat